Die neue Wechselausstellung im Museum für Architekturzeichnung in Berlin zeigt Originalzeichnungen aus berühmten japanischen Animationsfilmen.
Die Filme des japanischen Anime gehören seit Akira (1988) und Ghost in the Shell 1995) fest zur internationalen Popkultur und finden auch in Deutschland immer mehr Anhänger.
Der Fokus der Ausstellung liegt auf den virtuosen Darstellungen großstädtischer Architektur. Auf den Zeichnungen, die für die Filme Patlabor (1989), Ghost in the Shell (1995) und Ghost in the Shell 2 -Innocence (2004) entstanden, verdrängt die Megapolis-Skyline die traditionelle Holzbebauung und grüne Landschaften. Industrieanlagen mit zahlreichen Rohrverflechtungen und utopische Science-Fiction-Gebilde geben die Hintergrundbilder, vor denen sich die spannungsreiche Handlung der Filme abspielt.
Die Ausstellung präsentiert Werke von Hiromasa Ogura (Artdirector), Mamoru Oshii (Regisseur), Atsushi Takeuchi (Layout) und Takashi Watabe (Layout).
Diese Künstler gehören noch zu einer Generation von Illustratoren, die Zeichentrickfilme noch fast ausschließlich per Hand zeichneten. So gehören Papier, Bleistift und Pinsel immer noch zu ihren wichtigsten Werkzeugen, obwohl die Computergrafik heutzutage in alle Bereiche der Produktion miteinbezogen wird. Der künstlerischen Handfertigkeit ist es zu verdanken, dass die Werke bis ins kleinste Detail und in hoher zeichnerischer Qualität ausgearbeitet sind.
Die präsentierten Zeichnungen verdeutlichen die Entstehung eines Hintergrundbildes, dessen Fertigstellung in vier Arbeitsschritten erfolgt: Setting, Imageboard, Layout und Background. Beim Setting werden in mehreren Bleistiftzeichnungen der Schauplatz der Handlung skizziert und die Architektur, die Landschaft sowie die Funktionsweise von mechanischen Elementen definiert. Der zweite Schritt ist ein farbiges Imageboard der Szene, in dem der Artdirector die Farbpalette festlegt. Als dritter Schritt folgt das Layout, eine Vorzeichnung, die präzise Angaben zur Lage der Objekte und zur Stellung der Figuren sowie zur Perspektive und Bewegung der Kamera enthält. Auf der Grundlage des Layouts wird dann die farbige Hintergrundillustration, der Background, angefertigt. Die Settings, Imageboards und Layouts werden in der Ausstellung in einem anderen Raum als die farbigen Backgrounds zu sehen sein und sind so arrangiert, dass der Zusammenhang sehr gut nachvollzogen werden kann.
Die Künstler stehen zumeist in einem Angestelltenverhältnis und geben die Rechte an die Produktionsstudios ab, so dass es oft schwierig ist, eine Erlaubnis für die öffentliche Präsentation der Werke zu erhalten. Zum anderen werden Zeichnungen im Studioalltag, wo im Endeffekt nur das finale Ergebnis – der fertige Film – zählt, zumeist nicht als wertvoll erachtet. Den Archiven der Künstler ist es zu verdanken, dass diese fantastischen Zeichnungen noch erhalten sind. Neben der Darstellung faszinierender gezeichneter Landschaften bieten sie die seltene Möglichkeit, einen Einblick in den Entstehungsprozess der Anime-Filme zu erhalten.
Tchoban Foundation. Museum für Architekturzeichnung
Christinenstraße 18a, 10119 Berlin
Ausstellungseröffnung am 22. Juli 2016 um 19 Uhr
Laufzeit: 23. Juli 2016 – 16. Oktober 2016
Öffnungszeiten: Mo – Fr 14–19 h
Sa – So 13–17 h
Tickets: 5 Euro, ermäßigt: 3 Euro