Die neue Wechselausstellung im Museum für Architekturzeichnung in Berlin zeigt meisterhafte Architekturzeichnungen aus der Sammlung der Albertina in Wien.
Die Albertina zählt zu den bedeutendsten Sammlungen der Welt. Mit über einer Million Werken deckt das Museum sechs Jahrhunderte Kunstgeschichte ab, vom Spätmittelalter und der Renaissance bis zur jüngsten Gegenwart. Den bei Weitem größten und wichtigsten Bestand stellt die traditionsreiche und weltberühmte Grafische Sammlung dar. Sie vereint eine Fülle an Meisterwerken von Albrecht Dürer, Leonardo da Vinci, Raffael, Michelangelo, Rembrandt und Peter Paul Rubens bis hin zu Andy Warhol, Anselm Kiefer, Alex Katz, Georg Baselitz und Gerhard Richter.
Nicht weniger bedeutend ist die Architektursammlung der Albertina, die ebenfalls mehrere Epochen und Werke namhafter Architekten umfasst. Die Ausstellung im Berliner Museum für Architekturzeichnung gewährt einen Einblick in diese fantastische Sammlung und präsentiert ein breites Spektrum handgezeichneter Architektur: Skizzen, Studien, Veduten und Projektpräsentationen herausragender Künstler und Architekten wie Antonio Pisanello (1395–1455), Francesco Borromini (1599–1667), Hubert Robert (1733–1808), Egon Schiele (1890–1918), Hans Hollein (1934–2014) und Zaha Hadid (geb. 1950).
Mit der Etablierung der Architektursammlung im Jahre 1919/1920 begann die Übertragung von Zeichnungen mit architektonischem Charakter aus der der Grafischen Sammlung der Albertina. Lange bevor der architektonischen Handzeichnung als autonome Kunstgattung innerhalb der grafischen Künste Anerkennung und Wertschätzung zuteilwurde, wechselte so eine Vielzahl historisch wie künstlerisch bemerkenswerter Exponate von berühmten Architekten wie Gian Lorenzo Bernini (1598–1680), Luigi Vanvitelli (1700–1773), Johann Bernhard Fischer von Erlach (1656–1723) und Otto Wagner (1841–1918) in die neue Spezialsammlung. Umfangreiche, geschlossene Gruppen mit augenscheinlich architektonischem Charakter, beispielsweise der Familie Galli-Bibiena, als auch architektonische Handzeichnungen von Andrea Pozzo (1642–1709) oder Johann Anton Gumpp (1654–1719) blieben hingegen weiterhin im Bestand der Grafischen Sammlung, sofern eine topografische Bestimmung nicht möglich war. Diese Zuordnung bestand bis weit in die achtziger Jahre des 20. Jahrhundert und resultierte aus dem historischen Ordnungssystem der Architektursammlung. Während das grundsätzliche Ordnungssystem der Albertina seit ihrer Gründung 1776 auf der Zuschreibung an einen Künstler oder Stecher basiert, wurden die Blätter der Architektursammlung nach 1920 entsprechend ihrer topografischen Zuordnung aufgestellt.
Die Ausstellung in der Tchoban Foundation präsentiert architektonische Handzeichnungen aus der Architektursammlung und der Grafischen Sammlung der Albertina in einer exklusiven Zusammenschau. Die ausgewählten Zeichnungen vom 15. Jahrhundert bis zur Gegenwart sollen nicht nur das Wesen und die Besonderheit der Architekturdarstellung veranschaulichen, sondern auch die Genese der Spezialsammlung dokumentieren. Aufgrund dieses Konzeptes subsumiert der Begriff des Meisterwerks beziehungsweise der Meisterzeichnung oftmals mehrere Aspekte der ausgestellten Werke. Dem Medium der Architekturzeichnung entsprechend betrifft dies die Typologie, das Darstellungsverfahren, die Farbgebung und die grafische Technik. Weitere wesentliche Facetten stellen die individuelle Darstellungsweise und der emotionale Ausdruck dar. Eine wichtige Komponente bilden zudem die kunsthistorische Beurteilung und die damit in Verbindung stehende wissenschaftliche Methode. Letztere nimmt auf Hanno-Walter Krufts Geschichte der Architekturtheorie Bezug und vergleicht anhand der Werkauswahl illustrativ die Relationen zwischen architektonischer Handzeichnung und Architekturtheorie vom 15. Jahrhundert bis in die Gegenwart.
Die örtlichen Gegebenheiten im Museum für Architekturzeichnung der Tchoban Foundation bedingen eine kleine Auswahl an Meisterwerken der Architektur. Dennoch sollen die Genese und die Historie der Architektursammlung der Albertina wie auch das Meisterhafte der präsentierten architektonischen Handzeichnungen in allen wesentlichen inhaltlichen, technischen und geometrischen sowie kunsthistorischen und theoretischen Aspekten präsentiert werden. In Anbetracht von über 35.000 Zeichnungen in der Architektursammlung beziehungsweise unzähligen Veduten, Prospekten und Architekturcapriccios in der Grafischen Sammlung erfordert diese Zielsetzung eine konsequente und restriktive Auswahl der Werke, so dass alle Architekten oder Künstler mit wenigen Ausnahmen nur mit einem ihrer Meisterwerke vertreten sein können.
Meisterzeichnungen der Architektur aus der Albertina
Tchoban Foundation. Museum für Architekturzeichnung
Christinenstraße 18a, 10119 Berlin
Ausstellungseröffnung am 11. März 2016 um 19 Uhr
Laufzeit: 12. März 2016 – 10. Juli 2016
Öffnungszeiten: Mo – Fr 14–19 h, Sa – So 13–17 h
Tickets: 5 Euro, ermäßigt: 3 Euro