Am 21. Juni fand vor und auf der Baustelle am Belforter Karree eine schöne Protestperformance statt. Rund 70 Nachbar_innen und Unterstützer_innen zeigten sich solidarisch mit den von Abriss und Räumungsklagen betroffenen Mieter_innen.
Begleitet von Paul dem Geiger haben rund 70 Anwohner_innen und Unterstützer_innen am Samstag ihren Protest gegen den Investor Rainer Bahr und seine Firma Econcept gezeigt.
Um auch die betroffenen Mieter_innen zu Wort kommen zu lassen, ohne dass sie gleich eine weitere Räumungsklage am Hals haben, haben Unterstützer_innen ihnen ihre Stimme geliehen. Hier ihre Zitate:
„Wir wurden von der Politik verraten“
„Die Bezirksverordnetenversammlung hat es sich zu leicht gemacht, sie haben uns zum Abschuss freigegeben.“
„Warum hat uns die Politik so schnell aufgegeben? Der Investor brauchte bloß zu drohen, schon wurde der Bestandsschutz aufgehoben. Die sind zu schnell eingeknickt.“
„Wir haben Angst uns zu äußern oder zur Wehr zu setzen. Schon einer Mieterin wurde gekündigt, weil sie bei der Fällung der Bäume die Polizei gerufen hat.“
„Wir sind der Presse nicht interessant genug.“
„Für uns ändert sich alles, die Luftverhältnisse, das Licht.“
„Ich wollte wegziehen, aber es gibt keinen bezahlbaren Wohnraum.“
„Das ist die Zukunft (zeigt auf die Häuser von Kolle Belle). Wer das schön findet, findet auch die Zukunft schön. Und wer es nicht schön findet, der empfindet das (zeigt auf die Häuser von Kolle Belle) als einen Hühnerstall.“
„Ich hätte nie gedacht, dass mich der Umzug in die andere Wohnung so umwirft.“
„Wir haben die Bäume, die hier standen, selbst gepflanzt.“
„Hier gab es einmal Fledermäuse und viele verschiedene Vogelarten.“
„In den Tagen nach der Fällung der Bäume sind drei Menschen aus unserer Siedlung verstorben.“
Das soll jetzt gar nicht weiter kommentiert werden, wichtig ist, dass ihre Stimmen auch gehört werden.
Anschließend haben zwei Geister aus der Zukunft die Baustelle zum Protestort gemacht und dem Investor einen Ausweg gezeigt:
„Es sprechen zu euch die Geister aus der Zukunft der Stadt. Wir zeigen euch eine Zukunft, in der alle Menschen ein Recht auf angemessenen Wohnraum haben und, in der Wohnen ein Grundrecht sein wird. Herr Bahr, im August 2014 entscheiden Sie sich aufgrund des öffentlichen Drucks, dass das Haus in der Belforter Straße 8 nicht abgerissen wird.
Die Stadt braucht ihre Bäume, um mit der Schadstoffbelastung zurecht zu kommen. Deshalb beginnen Sie im Oktober 2014 mit der Wiederaufforstung. Sie lassen 60 neue Bäume pflanzen. Im Januar 2015 sind die Innenhöfe wieder eine grüne Oase, in der die Menschen sich begegnen. Die älteren Menschen können dann sagen: „hier sind wir zu Hause, hier können wir unseren Lebensabend verbringen“. Im Sommer 2015 gibt es keine Überwachungskameras, keine Zugagscodes, keine Wachmänner, keine Angst vor Fremden.“ Im Sommer 2015 sind alle glücklich in ihren Häusern.
Um dahin zu kommen – denn enteignen wird sich der Bahr nicht von alleine – sollte die Kundgebung auch der Grundstein für hoffentlich noch mehr Nachbar_inneninitiativen sein. Denn wir halten Nachbarschaft für wichtiger als Profitinteressen. Und: Wer nicht kämpft, hat schon verloren.
Mehr Infos und Fotos der Kundgebung auf Belforter bleibt!