Prenzlauer Berg. Begegnungen zwischen dem 1. Mai und dem 1. Juli 1990. Dokumentarfilm DDR 1990. 75 Minuten.
Von Petra Tschörtner (* 1958; † 25. Juli 2012)
„We need revolution“ singt „Herbst in Peking“ aus dem Prenzlauer Berg in den Trümmern der Mauer am Rande ihres Stadtbezirks. Dabei ist im Mai ’90 schon fast alles gelaufen. Im „Prater“ schwooft Knatter-Karl mit seiner Freundin. Frieda und Gerda im „Hackepeter“ sind erschüttert; denn gleich nach dem Fall der Mauer wurde im Tierpark ein Papagei gestohlen. Die Polizei jagt bewaffnete Männer, während Näherinnen erklären, warum die Vietnamesen zuerst entlassen werden. Ein einsamer Gast aus dem „Wiener Cafe“ singt zum Abschied das Lied von der Heimat, während die rumänische Combo zum Balkan-Express zurückeilt. Die Hausbesetzer träumen von Anarchie und Frau Ziervogel, Inhaberin von Berlins berühmtester Würstchenbude, segnet das erste Westgeld. Der Tag der Währungsunion ist da. Filipp Moritz besetzt den Prenzlauer Berg.
Ein Dokumentarfilm der kürzlich verstorbenen Filmemacherin Petra Tschörtner.
der freitag: Nachruf auf Petra Tschörtner
[via]
ein unglaublich eindrücklicher film und formal einfach toll. tolle protagonisten. habe ihn von vorne bis hinten staunend angeschaut. auch den peter woelk in jüngeren jahren darin wiederzusehen und seine wunderbaren fotos, war schön und gleichzeitig traurig, vor allem wenn man heute um sein ende weiss, was damals noch nicht abzusehen war. ein eigenartiger kreis schliesst sich da.
hatte gemischte gefühle danach und habe sie noch nicht wirklich sortiert.
einerseits die alten, die berechtigterweise sehr viel angst vor den veränderungen haben, die liebenswert, eigenwillig und auch gruselig sind (z.b. die drei damen im cafe, die fragen „was war denn 45?“ und ganz klar ist: darüber wollen die auf keinen fall nachdenken).
andererseits die jungen, die veränderungen wollen und so viele hoffnungen haben.
von westdeutschland aus, mit jährlich zweimaligen besuchen im prenzlauer berg, konnte ich seit 1989 die veränderungen konkret beobachten. jetzt lebe ich selbst seit einigen jahren hier und alles ist wirklich ganz anders als „am anfang“. manches finde ich gut, und weiss auch, dass man die zeit nicht anhalten kann, aber immer wieder erstaunlich ist doch wie brutal das geld viele ansätze einfach sehr schnell vertrieben hat. und man selbst ist doch auch in irgendeiner weise daran beteiligt.
interessant fand ich auch, dass selbst wir vom westen als junge leute doch ähnlich naiv waren wie die leute im film. insgesamt eine ganz andere zeit.
der film von Petra Tschörtner hat mich sehr bewegt…danke für’s rein stellen…all die bekannten Gesichter, der Kiez, ja ich weiss man kann die Uhr nicht zurück drehen, aber warum muss Geld und Macht kaputt machen statt aufbauen? Gern wäre ich da und dort geblieben in dieser Zeit…