Protestschreiben zum BMWLab in P-Berg

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BMW Guggenheim Lab – Projekte und Initiativen aus Prenzlauer Berg und Mitte melden Proteste an

Nachdem Menschen erfolgreich das BMW-Guggenheim Lab aus Kreuzberg ausgeladen haben, versuchen PolitikerInnen, allen voran Bürgermeister Wowereit, verzweifelt in anderen Kiezen einen Standort für BMW-Guggenheim zu finden. Im Gespräch sind unter anderem die letzte Grünfläche im Pfefferberg und die Freifläche in der Kastanienallee gegenüber vom Prater.

Das Ziel vom BMW Guggenheim Lab ist das gleiche: ein temporäres „Forschungslaboratorium“ zum Thema „urbanes Leben und Wohnen in der Zukunft“. Gesponsert vom BMW, mit dementsprechendem Marketing und geleitet von „Fachkräften“ aus Politik, Forschung und Stadtentwicklung: und wir sollen mit diskutieren – na das kann ja heiter werden.

Die Unterzeichnerinnen möchten hiermit BMW mitteilen, dass sie nicht darauf gewartet haben, von BMW gefragt zu werden, wie sie sich die Stadt der Zukunft vorstellen. Wir brauchen keine Diskussionskultur, die von BMW organisiert, strukturiert und moderiert wird. Wir warten auch nicht mit BMW gemeinsam auf die Zukunft dieser Stadt. Unsere Zukunft ist nicht die von BMW. Das Recht auf diese Stadt ist nicht von BMW gepachtet. Die Zukunft Berlins liegt nicht in Eigentumswohnungen und Luxusbauten. Berlin ist die Stadt der Mieterinnen und Mieter, die auch in Zukunft hier leben wollen. Berlin war schon immer eine Stadt der EinwandererInnen. Heute sind es die Immobilienfonds und Kapitalgesellschaften, die Berlin unter sich aufteilen wollen. Darum wird BMW der rote Teppich ausgerollt.

Aber wir fallen auf diese Inszenierung nicht mehr herein. Über die Zukunft mitreden dürfen und sie uns gleichzeitig unterm Arsch wegziehen, diese Show kann sich nur ausdenken, wer glaubt, dass Verdrängung und Kürzungen lautlos über die Bühne gehen.

Für Mieterinnen, Projekte und Initiativen ist der Alltag durch steigende Mieten, Zwangsräumungen und Kürzungen von Kultur- und Sozialprojekten bestimmt. Da ist die Frage weniger, wie können wir uns eine Stadt der Zukunft vorstellen, sondern wie können wir in der Stadt in Zukunft überhaupt noch leben. Wo sind die bezahlbaren Wohnungen, wo sind die nicht kommerziellen Angebote, ob Bibliotheken, Jugendclubs oder Freizeit- und Sporteinrichtungen?
Die meisten Menschen in dieser Stadt fragen sich nicht, wie sie Ihre Mietwohnung in Eigentum umwandeln können, sondern wovon sie leben sollen, weil die Miete immer weiter steigt.

Wir warten nicht auf die Zukunft der Metropole, wenn BMW drüber steht. Wir sind keine Statisten für eine Imagekampagne eines Autoherstellers, der nicht nur seine Geschichte reinwaschen, sondern auch seine Zukunft damit sichern will. BMW sollte lieber selbst nachfragen, wie die Zukunft der Arbeiter aussieht, die das Auto produzieren.

Berlins Zukunft liegt in der Gegenwart, in den solidarischen Nachbarschaften, der traditionellen Kiezkultur, die offen für alle EinwandererInnen und Gäste ist. Das Recht auf diese Stadt wird von den Mieterinnen und Mietern, ihren Initiativen und den vielfältigen Projekten durchgesetzt. Aber für die Konzerninteressen, die das BMW Guggenheim Lab uns als Zukunftsprojekt verkaufen möchte, ist in dieser Stadt kein Platz.

Prenzlauer Berg und Mitte brauchen kein BMW Guggenheim Lab – hier nicht, und auch sonst nirgendwo.

Tschüss BMW Guggenheim Lab!

 

Pfefferberg Nordhof - laut Sanierungsplan sollte hier eine öffentliche Grünfläche geschaffen werden. Nun wollen BMW-Guggenheim den Nordhof beziehen, anschließend die Pfefferberg GmbH ein Bürogebäude errichten.

ErstunterzeichnerInnen:

Baiz – Kultur- und Schankwirtschaft,
Bewohner_innen der Kastanienallee 86,
Bewohner_innen der Linienstraße 206,
Bewohner_innen der Lottumstraße 10a,
Buchladen Schwarze Risse – Kastanienallee,
Café Morgenrot,
Café in der Linienstraße
Food-Coop Kastanienallee,
golden Acker e.V.,
Hausprojekt Brunnenstraße 6/7,
Kiezgruppe Mitte/Prenzlauer Berg,
Leute am Teute e.V.,
North East Antifa (NEA),
Schokoladen e.V.,
Subversiv,
Tuntenhaus,
Vollversammlung der Kirche von Unten (KvU)

12 Kommentare

  1. Pingback: Initiativen protestieren gegen BMWLab in Mitte/PBerg « Steigende Mieten stoppen!
  2. Seymour Gris bringt für den ExBerliner gut auf den Punkt, wie die verschwurbelte Kreativ-Sprache des BMWLab funktioniert und wie BMW dadurch sein Konzernimage zu verbessern versucht. Eine Kostprobe:

    I recently browsed the Lab’s confusing website and grew even more resolutely anti. The site is one long litany of the tired design-art-architecture buzzwords of our era, like „lab“ itself. The project describes itself as a „mobile laboratory traveling around the world to inspire innovative ideas for urban life.“ Puke. The Lab Team is a four-person „cross-disciplinary“, „diverse“ group that will „empower urban dwellers with ideas and tools.“ Retch.

    (…) As is clear to all, the Lab is a sophisticated global branding campaign. (…) But the Lab can still hide under the cover of arts and culture with the heady Guggenheim name attached.

  3. da liegt ein Druckfehler vor
    „Prenzlauer Berg und Mitte brauchen kein BMW Guggenheim Lab – hier nicht, und auch sonst nirgendwo.“

    Denn hier ist ein prenzelberger, der das lab will – und ich bin nicht der einzige.
    Also bitte nicht komplette Kieze für seine meinung missbrauchen. Thanks.

    1. Es ist die klare persönliche Positionierung einzelner, die sagt die Bezirke bräuchten diese Pseudo-Diskussionsplattformen, die zunächst der Selbstbeweihräucherung einzelner Personen und Institutionen dient nicht. Ob du (und mit Sicherheit auch andere) es willst ist damit völlig offen gelassen.
      Wieso aber ein Bürgermeister, der eine Wohnungsnot negiert, einer solchen Institution den „Roten Teppich“ ausrollen will, ist für einige durchaus ein näheren Blick wert.
      Ich für mich, brauche keiner Firma, die sich bis heute nicht um tausende von ihr missbrauchten Zwangsarbeitern gekümmert hat, ein elitäres Sozialgewissenfeigenblatt zu schenken. Die sollen erst mal im eigenen Haus kehren.
      Die müssen, wenn sie eine ernsthafte Diskussion wollen auch mal was aushalten und nicht gleich losheulen, dass sie noch einen Wachschutz brauchen. Dann sollen sie doch aufs Land oder nach München gehen aber sich nicht Berlin als temporären Standort aussuchen. Aus meiner Sicht entlarvt das eher „Promotion“-Effekthascherei als einen ernsthaften Willen auch kontrovers zu diskutieren. Natürlich gefällt nicht jedem die Art des Anderen, war das in einer Demokratie je anders? Demokratie heißt nicht, dass ich immer lieb sein muss.

  4. Denkfehler?

    „Die Zukunft Berlins liegt nicht in Eigentumswohnungen und Luxusbauten. Berlin ist die Stadt der Mieterinnen und Mieter,die auch in Zukunft hier leben wollen.“

    Alles schoen und gut, aber sind die Häuser in dem wir unsere Wohnungen mieten auch nicht Eigentum? Wir wohnen ja alle in Eigentumswohnungen, nur manche bezahlen dieses Geld direkt an den Bank und die anderen durch die Hausverwaltung. Ich habe in diesem Forum schon einmal gesagt – ich verstehe euere Gefuehle, aber besonders gut entwickelte Gegenargumente sind hier schwer zu finden. Hier scheint der Autor/die Autorin gesagt zu haben: „Wir sind gegen Eigentumer die nur eine Wohnung besitzen und fuer grosse Eigentumer die hunderte von Wohnungen besitzen und an uns dann weiter vermieten.“ Wie macht das Sinn?

    1. vielleicht solltest du dich dann auch mal mit der Geschichte der Stadt befassen. Natürlich ändert sich die Grundstruktur bzw. hat sich in den letzten 20 Jahre schon deutlich geändert. Haus- bzw. Wohnungsbesitz hat in Berlin wieder einen deutlich höheren Anteil aber auch als Mieterhauptstadt war das nie in Frage gestellt. Die Diskussion sollte nach den verschiedenen Experimenten der Moderne über Genossenschaften, Gartenstädte, die Diskussion Hegemanns über „Steinerne Berlin“ etc., ob Besitz alleine selig machend ist bzw. ob das Faszinosum Berlins nicht immer schon in der sozialen Mischung lag. Heute wird darüber klar diskutiert, ob Le Corbusier nicht eigentlich totalitärer Architekt war. Wie sieht es aber mit den anderen Vorstellungen der Moderne aus, eben auch Hegemanns?
      Es stellt sich die Frage ob die sozialen Monokulturen die auch noch massiv subventioniert worden sind – das Beispiel Quartiersmanagement Bötzowviertel dessen „Milieuschutz“ darin bestand 90% der Bevölkerung binnen 10 Jahren auszutauschen – je ausreichend diskutiert worden sind inwiefern sie die Frage wer soll in der Stadt wohnen. Wenn du die Verdrängung der prekär Beschäftigten, worunter auch Akademiker fallen, an den Rändern der Stadt willst, dann solltest du aber auch darüber nachdenken, dass Frankreich z.B. nicht nur Banlieus kennt, sondern auch den verängstigten Hausbesitzer, der in „gated Communities“ lebt …

  5. Liebe Leute am Teute,
    was macht ihr so viel Wind?

    Seid doch nicht so altmodisch. Das Lab ist urban und hype und postpostmodern und diskursiv.

    Ich habe einmal nachgeschaut, was das Lab will. Und siehe da, nur Gutes:

    Die wollen uns doch nur helfen, besser zu leben. Die sind ganz uneigennützig und werden uns „zukunftsweisende Lösungsansätze“ hinterlassen und bestimmt auch einen immergrünen Rollrasen, wenn sie von der Restgrünfläche auf dem Nordhof nach Mumbai verschwinden, um dann den hungernden indischen Kindern zu helfen, die die Steine klopfen müssen für die Schotterflächen, die entstünden, wenn da nicht der Rollrasen wäre.
    One world, one dream! Global gesehen.

    Und seid ihr nicht stolz darauf, wie sie uns loben hier in Berlin? „An international hub of culture, politics, media and science“ und wir, die Leute am Teute sind mittendrin. „Ökologisch und sozial verantwortlich“ sind sie natürlich auch, wenn sie unseren „individuellen und kollektiven Komfort erforschen“, wahrscheinlich meinen sie damit unseren Einkauf bei der LPG, dem größten Bio-Supermarkt Europas.

    „Was ist das BMW Guggenheim Lab?
    Das BMW Guggenheim Lab ist ein mobiles Forschungslabor, das in den kommenden sechs Jahren in weltweit nen Metropolen reisen wird. Junge internationale Teams aus den Bereichen Stadtentwicklung, Architektur, Kunst, Design, Wissenschaft, Technik, Bildung und Nachhaltigkeit befassen sich in Projekten, Experimenten und im öffentlichen Diskurs mit Fragen des modernen städtischen Lebens. Ziel ist die Erforschung und das Experimentieren mit neuen Konzepten sowie die Entwicklung zukunftsweisender Lösungsansätze für das Leben in der Stadt.

    In insgesamt drei zweijährigen Themenzyklen wird jeweils ein mobiles Labor um die Welt geschickt. Jedes der drei Labore, die von verschiedenen Architekten entworfen werden, wird innerhalb seines Zyklus in drei Städte reisen. Thema des ersten Zyklus ist „Confronting Comfort“ – die Erforschung des individuellen und kollektiven Komforts und der dringenden Notwendigkeit ökologischer und sozialer Verantwortung.“
    (BMW Netzseite)

    The BMW Guggenheim Lab is in transit to Berlin, where it will be open from May 24 to July 29, 2012. An international hub of culture, politics, media, and science, Berlin promises ample opportunity for urban analysis and the generating and testing of new ideas.
    (…)

    Maximizing comfort has not only allowed us to cope with sometimes grueling urban conditions, but it has also become a measure of individual wealth, success, and status. Unfortunately, our irrepressible human aspiration to find ease often leads us in unsustainable directions. How can we find a balance between notions of modern comfort and the urgent need for environmentally responsible solutions that empower us as social individuals? If we were to achieve such balance through creative solutions, how would our understanding of comfort change? How would we respond to the newfound ease attained through responsible means?

    The potential for new systems of urban living raises a variety of questions, among them: Can architecture and adequate urban infrastructures promote, enhance, and develop personal and collective growth at a physical and intellectual level, specifically by encouraging involvement with urban systems? And how can comfort be customized geographically, without the imposition of homogenous systems throughout the globe? What would responsible comfort mean in zones with different economic, social, and environmental conditions?

    (bmwguggenheimlab,org-Netzseite)

    Immer nur Wenkes Nudelsalat zum Arbeitseinsatz und angeschmolzene Überraschungseier von der „Tafel“, das kann doch nicht das Ende der Fahnenstange sein. Wenn wir die BMW-Pappenheimer machen lassen, fahren die mit extralangen Hybrid – BMW X6 („Ästhetik, Eleganz, Leidenschaft“) vor und catern uns zu mit weinroten Schürzen, Champagner und Sushi. Und dann können wir in Ruhe einen „Diskurs führen zu Fragen des modernen städtischen Lebens“, uns vollgefressen auf die Seite rollen und den „individuellen und kollektiven Komfort erforschen“. Ich meine, „new systems of urban living“, das ist es doch, was wir dringend brauchen. Dann lebt der Kiez endlich auf, und der Teute erwacht aus seinem Dornröschen-Schlaf.
    Vielleicht sponsern die uns sogar einen Rasenmäher mit Wasserstoffantrieb!?

    Was wollt ihr denn noch mehr?

    Wollt ihr Kohle, so wie Krebs, Kranhold und Eliasson? Oder neidet ihr ihnen das bißchen Moos?

    Krebs, der 64,4% Anteile an der Pfefferberg Entwicklungs GmbH und Co. KG hält und Kranhold, sein Lumpi, müssen schließlich noch warten, bis sie die Erbbaurechtsanteile für den Nordhof für 600 000 € verscherbeln können. Wer kann es ihnen verdenken, wenn sie sich bis dahin die lächerlichen Mieteinnahmen von BMW-Gugg in die Kamelhaarmantel- bzw. Anoraktaschen schieben wollen?

    Und Eliasson, als er den BMW H2R, der immerhin 300 h/km auf die Zionskirchstraße bringt, für BMW als „Art Car“ einfror und in einem 75 m² großen Kühlaggregaten verwahrte, wollte die Menschheit, vor allem in der Subsahara, auch nur nachdenklich stimmen, damit „unser Verantwortungsgefühl hinsichtlich der Art und Weise verstärkt wird, wie wir uns als Individuen in einer von Pluralität und Polyphonie bestimmten Welt fortbewegen.“
    Habt ihr das begriffen? Der will dasselbe wie Susanne Klatten und Peggy Guggenheim mit ihrem mobilen Lab, den „individuellen und kollektiven Komfort ökologisch und sozial erforschen.“

    Und so blöd sind wir doch schon lange, daß wir wir das unterstützen. Wir wählen grün, trinken Bionade und kaufen bei der LPG, juchhee!

    „Eliassons von Metall und Eis überzogenes Auto weckt – wie alle seine Arbeiten – im Betrachter vielfache Assoziationen. Zunächst spiegelt es das langjährige Interesse des Künstlers an Naturphänomenen und das Gefühl der Ergriffenheit und Ehrfurcht wider, welches diese auslösen können. Im vorliegenden Kontext wird unsere Aufmerksamkeit über das Eis unter anderem auf das Thema Wasserstoff gelenkt, der sich bei Temperaturen unterhalb des Gefrierpunkts verflüssigt und damit zu gebrauchsfertigem Kraftstoff wird, bis hin zum einzigen Nebenprodukt dieses Kraftstoffes: Wasser.“

    „Unsere Fortbewegung impliziert Reibung: nicht nur Luftwiderstand, sondern auch gesellschaftliche, physische und politische Reibungen“, erläutert Eliasson. „Somit hat Fortbewegung Auswirkungen auf die Selbstwahrnehmung und die Auseinandersetzung mit der Welt. Der Körper lässt sich als bewegliches Gefährt oder Fahrzeug betrachten, durch das sich die Parameter von Zeit und Raum ändern. Beim Autofahren überwindet man ganz offensichtlich die Methode unserer Zeit-Raum-Konstruktion. Das Interessante an der Erforschung von Bewegung und umweltverträglicher Energie ist für mich die Tatsache, dass durch sie unser Verantwortungsgefühl hinsichtlich der Art und Weise verstärkt wird, wie wir uns als Individuen in einer von Pluralität und Polyphonie bestimmten Welt fortbewegen.“

    (aus: BMW H2R Project. Art car von Eliasson)

    Zur Reibung, die so der Künstler-Philosoph Eliasson, von der Fortbewegung impliziert wird, fällt mir noch ein schönes Liebeslied ein, das ich unserem fahrradfahrenden Vereinsmitglied Kalle widme:

    Ich wär so gern der Dynamo an deinem Vorderrad.
    Ich würd mich immer nur reiben
    und gäb dann Spannung, gäb dann Spannung, gäb dann Spannung ab.

    Refrain: Dynananana- Dyyynamo. Dynananana- Dyynamo.

    Also Kalle, bis bald auf dem Teute:

    Dein polyphoner, kollektiv-ökologischer Komfortist Willi

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