Filme und Musik heute im Mauerpark…

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Kiezcorner statt Stonehenge

20. Sept. 2009   Kiezcorner im Mauerpark
Gegen die Mauerparkbebauung & Sozialkahlschlag
ab 20 Uhr Openair-Kino: Filme über Gentrifizierung und Mieterhöhung.
ab 21 Uhr Live-HipHop mit Jenz Steiner

… das klingt nicht nach sooo einem ungewöhnlichen Wochenende im Mauerpark, ist es aber trotzdem: Es geht nämlich gleich um zwei drängende Themen für die umliegenden Kieze: Sozialkahlschlag und Gentrification. Und die haben sogar ganz schön viel miteinander zu tun.

Der Sozialkahlschlag…

…bedeutet aktuell, dass massenhaft Jugend- und andere Sozialeinrichtungen geschlossen oder unter schlechteren Bedingungen privatisiert werden sollen. Einerseits weil die öffentlichen Haushalte, gerade in den Kommunen immer weniger Geld zur Verfügung haben. Und warum das? Weil in den letzten Jahren, sowohl unter Rot-Grün als auch unter der Großen Koalition massiv die Steuern für Leute mit hohen Einkommen und für Unternehmensgewinne gesenkt worden sind. Weniger Staatseinnahmen, also weniger soziale Projekte. Ganz einfach, und alles für den geliebten Standort.

Und dann da ja auch noch jene Milliarden-Gelder, mit denen die Banken vor dem krisenhaften Zerfall bewahrt werden sollten: Die müssen ja schließlich auch irgendwo abgeknappst werden. Gerne und immer wieder: Im Sozialbereich – und alles für unsere schöne Finanzindustrie!

Gentrification…

…erleben wir nicht nur als Phänomen der steigenden Mieten und der Verdrängung einkommensschwacher KiezbewohnerInnen im Prenzlauer Berg – der Berliner Senat hat sich angesichts dessen ja sogar seiner „erfolgreichen“ Aufwertungspolitik à la Quartiersmanagement gerühmt, auf dem Weg zu einem schicken, mittelschichts-gerechten Berlin.

Im Fall des Mauerparks geht das Phänomen sogar direkt von der staatlichen Privatisierungspolitik aus. Denn die Eigentümer des Mauerparkgrundstücks auf der Weddinger Seite, dort wo der Mauerpark noch nicht wie versprochen gebaut wurde, gehört der Vivico Real Estate GmbH. Das Grundstück war vor Mauerbau Teil eines Güterbahnhofs, also in öffentlicher Hand. Doch im Rahmen der Privatisierungswut muss halt alles raus, und zwar zu Höchstpreisen. So soll nach dem Willen der Vivico und des Bezirks (Groß-)Mitte eben der Kauf der halben Weddinger Parkfläche durch den Bau von Stadtvillen auf der anderen Hälfte gegenfinanziert werden.

© 2009 by Jan-Philipp Jähnke

Was folgen würde, ist klar: Stadtvillen-BewohnerInnen sind nicht gerade zimperlich darin, die Bullen herbeizurufen, wenn ihr zartes Ohr sich abends und nachts durch Mauerparkbesuche­rInnen gestört fühlen sollte. Ein fortwährender militärischer Belagerungszustand wäre zu erwarten, gegen den die heutigen Einsätze noch spärliches Vorgeplänkel sein dürften.

Dagegen und überhaupt gegen eine Verkleinerung des Mauerparks protestieren seit Jahren Initiativen wie der Bürgerverein Gleimviertel, die Freunde des Mauerparks, die Aktion Landnahme oder auch die noch relativ junge Kampagne Mauerpark fertigstellen!.

Letzten Endes ist es also die gleiche Chose, die uns hier und dort das Dilemma präsentiert: Füttern der Reichen, Privatisierung, Standortpolitik, Wohnen für die gehobene Mittelschicht, Milliarden für Banken und Industrie – alles zum Wohl unseres beliebten Wirtschaftssystems. Dagegen immer wieder auf die Straße zu gehen – oder auch mal in den Park – ist ja wohl Ehrensache.

Ein Kommentar

  1. Bei Indymedia gibt es einen ausführlichen Bericht von der „Kiezcorner“-Veranstaltung im Mauerpark, die sich gegen Stadtvillen im Mauerpark ebenso richtete wie gegen die bezirkliche Kürzungspolitik.

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