Ungewohnt kritische Kommentare erntete eine Ausstellung über das Sanierungsgebiet Kollwitzplatz, die am 23. März mit Reden von Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer und Baustadtrat Michail Nelken im Kultur- und Bildungszentrum Sebastian Haffner eröffnet worden ist. Sie berichtete – ganz planungsbegeisterte Planerin – überschwänglich von der Rettung und Modernisierung der Bausubstanz, er merkte an, dass das Sanierungsziel, die gemischte Bevölkerungsstruktur und günstige Mieten zu erhalten, fulminant gescheitert sei.
Der Tagesspiegel wirft ein, es komme ja wohl nicht darauf an, wer zuerst da gewesen sei, die Berliner Zeitung ergänzt um die Soziale Frage und ausgerechnet die Mogenpost macht in Erinnerung ans damalige WBA-Bündnis die Bewegungsperspektive auf. Wobei die Autorin in einer Sache irrt, schlecht recherchiert hat oder schlichtweg falsche Bezüge knüpft: Der Wir-bleiben-Alle!-Protest war nicht 1993 in Reaktion auf die Einrichtung des Sanierungsgebiets losgebrochen, sondern bereits 1992 anhand der staatlich verordneten Mieterhöhungen.
Aber was rede ich, die wesentlichen Grundzüge der Debatte hat Andrej Holm auf seinem Gentrification-Blog eh‘ schon gut zusammengefasst.
„15 Jahre Stadterneuerung, Kollwitzplatz 1993 – 2008“ noch bis 30. April täglich 13-19 Uhr im Kultur- und Bildungszentrum Sebastian Haffner, Prenzlauer Allee 227
…und gleichzeitig berichtet der Tagesspiegel von erneuten Angriffen auf das Luxuswohnprojekt „Carlofts“ in Kreuzberg – was die Autorin Nana Heymann zwei Tage zuvor noch als „mit Brandanschlägen und Stinkbomben für einen lebenswerten Kiez kämpfen“ ironisiert hatte.