Vorhin musste ich mit Erschrecken feststellen, dass Kaisers, unsere eigentlich doch beliebte Kiez-Kaufhalle, es ernst meint. Und mich nun wohl als Kunden verliert. Aber ich beginne besser von vorne:
Gerade erst war der gute alte Schuppen Fehrbelliner Ecke Templiner mit viel Aufwand ordentlich aufgeschickert und technisch aufgerüstet worden. Glänzt und glitzert jetzt an allen Stellen, berieselt die Konsumgetriebenen mit Kaufhausmusik und lockt besonders auch mit allerlei Öko- und Spezialitätensortiment.
Toll, hatte ich gedacht, ist die Produktpalette mal wieder angewachsen, so wie in den letzten Jahren ja auch neue Bevölkerungsschichten im Kiez ankamen und ihn zu ihrem Zuhause machten. Allerlei tiefergelegte Stadtgeländewagenprotzpseudodinger und die allgemein zunehmende Pkw-Dichte zeugen von diesem Prozess.
Nun wollte ich also vorhin wie gehabt einkaufen, ein bisschen dies und ein bisschen das, und dann noch ein Gang in die Getränkeabteilung. Wo ich dann etwa zehn Minuten, erst verwirrt, dann voller Zweifel, schließlich fassungslos suchend herumstreifte.
Und feststellen musste, dass es kein Sternburger mehr gibt. Und dass es kein Zufall ist, denn das Oettinger ist auch aus dem Programm genommen. Sprich: Kein Billig-Pilsener mehr, die Palette geht erst bei Kindl und Rex los.
Da ich in der letzten Zeit nicht allzu viel einkaufen war, muss ich nun spekulierend zum Schluss kommen, dass es zwei alternative oder kulminierende Gründe geben mag:
1. Kein Billigbier – keine Alkis vorm Eingang. Eine perfide Ausgrenzungs- und Abschreckungsstrategie recht subtiler Weise.
2. Kaisers nun nur noch für gehobenes Publikum – der Name verpflichtet. Dem sozialen Aufwertungs- und Verdrängungsprozess im Kiez folgend, ihn gleichzeitig mit vorantreibend, wird klargemacht, wer das Wunschpublikum ist: Wer sich nämlich auch was leisten kann und mag. Der Rest soll gefälligst zu Lidl gehen oder gleich aus den Innenstadtbezirken verschwinden.
Macht jemand mit, ne neue Bürgerini gründen? Wie wärs mit nem Bürgerbegehren „Pro Sterni“? :)
Ach, ich geh glaubeich dann doch lieber zu Edeka in die Brunnen, die sind eh der schnuckeligere Laden. Wobei ich die Kaisers-Kassiererinnen schon vermissen würde…
Prozess und Kundgebung gegen Emmely am 27.01.2009
Die Gerichtsverfahren um die Kündigung einer streikenden Kaisers-Kassiererin gehen weiter: Ihr war unter dem Vorwand gekündigt worden, sie habe einen Pfandbon von 1,30€ falsch abgerechnet. Dabei war sie es, die den Streik in ihrer Filiale organisiert hatte.
Kundgebung „Weg mit der Verdachtskündigung“
27. Januar 2009, ab 9:30 Uhr,
Landesarbeitsgericht Berlin, Magdeburger Platz 1.